Des Lebens helfende Hand
 

Die Tür fällt hinter mir zu.  Geschafft. Eigentlich wollte ich lächeln, während ich mich Schritt um Schritt von dieser einen Tür entferne, doch mir ist wie drehend, so ein ohnmächtiges Gefühl. In mir, wo erst diese Freude war, sind Schatten aufgezogen, Wolken, die nur Blitze und Donner bringen. Möchte schreien und gleichzeitig erstarren, möchte das Herz aus mir reißen. Raum für Raum durchschreite ich. Jeder Blick versucht etwas zu finden, an dem ich mich festhalten kann, für einen Augenblick, für einen Moment des Verweilens, des Wiederfindens.

Und dann höre ich diese Klänge, die mich in diesen wahnsinnigen intensiven Bann reißen. Deine Hände fließen über die Tasten, während Ton für Ton mein Innerstes erreicht. Ich setze mich, gehe in mich und lasse mich füllen. Meine Gedanken,  meine Seele, alles wird weit, Schmerz fließt aus mir. Ein Moment des Abgebens, des Leer-werdens. Während diese Schönheit mein Herz erfüllt, kann ich entspannen. Ich versinke in ein tiefes stummes Gebet. Es ist nicht mehr getragen von dieser Trauer, die das mächtige Wort der Trennung in mir hervorruft. Viel mehr höre ich dieses leise Klopfen, ich weiß, es ist Einbildung. Aber das Gefühl, welches sanft aus meiner Seele strömt, ist so überwältigend. Reiner als das im Morgengrauen geborene Licht, als der Regenbogen Farben schenkt.

Und ich habe dieses Bild im Kopf, wie ich mein Gesicht der Brandung, der sich brechenden Wellen zuwende, während ein von Schmerz getriebener Schrei meine Kehle verlässt. Und eine Sekunde später fühle ich diese Erleichterung und das Meer tobt weiter. Und doch ist es in meinen Augen jetzt ein Schauspiel und ich bin mittendrin und doch außen vor. Ich kann dieses atemberaubende Spiel des Meeres mit dem unendlich weiten Horizont genießen, so als wäre es der letzte Tanz dieser beiden Naturfaszinationen.

Dieser Augenblick des Hörens ist wie eine Hand eines Engels, der meiner aufgewühlten Seele Frieden schenkt. Und während ich mich diesem Eins-sein hingebe, verklingen langsam die letzten Worte des Klaviers. Ich öffne die Augen, erhebe mich und die Dankbarkeit hat meine Wunde sanft zugedeckt. Sie ist das Pflaster für eine verletzte Seele und der Keim für Hoffnung.
    
 
 

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